Glasbläserei Gerald Vogel aus Steinach präsentiert Lichtmühlen im „Museum of Modern Art“

Das Internet hat zu umwälzenden Kommunikationsmöglichkeiten und der Nutzung von Medien in der Arbeitswelt geführt. Genau das erlebt seit Herbst 2014 die Glasbläserei Gerald Vogel aus Steinach. Das Geschäftsangebot aus New York, handwerklich gefertigte Lichtmühlen im Online-Shop des „Museums of Modern Art“ (MoMA)zu präsentieren, gleicht für den diplomierten Chemiker einem kleinen Wunder.

An Crookes-Lichtmühlen interessiert

Das Museum hatte über die Internetseite des Handwerksbetriebes Kontakt aufgenommen. Die Amerikaner interessierten sich besonders für das Produkt des Radiometers nach William Crookes. Die 1873 vom britischen Physiker erfundene Lichtmühle, ein sich bei Beleuchtung drehendes Flügelrad, wird durch thermische Molekularbewegung angetrieben. Im Innern des Glaskolbens, in dem sich das Flügelrad dreht, besteht ein Restgasdruck von einem bis zehn Pascal. Die Gasmoleküle werden an der dunklen Oberfläche des Flügelrades erwärmt und übertragen einen Teil ihres Impulses auf das Rad, das sich dadurch dreht. Im Physikunterricht der DDR wurden Lichtmühlen als Lehrmittel eingesetzt. Aufgrund der scheinbar mystischen Bewegung des Flügelrades dienen sie heute vorrangig dekorativen Zwecken.

Nachdem der Glasbläsermeister sein Interesse für eine Listung im „MoMA Design Store“ bekundet hatte, baten Mitarbeiter des Museums um Übersendung von fünf Exponaten. Bereits im Dezember erfolgte die erste Bestellung von Lichtmühlen, welche die Glasbläserei im Januar lieferte. Mit Museumseingang kam zeitgleich die Bestätigung, dass der Betrieb für das Jahr 2015 als Lieferant gelistet ist. Bereits im 1. Quartal orderte eine beachtliche Anzahl von Kunden Lichtmühlen über den Katalog. Mit dem bisherigen Verkauf zeigt sich der Steinacher zufrieden.

Store-Listung wie Ritterschlag empfunden

„In diesem Katalog ein Produkt ausstellen zu dürfen, fühlt sich für mich und mein Handwerk an wie ein Ritterschlag“, sagt er. Die Katalogpräsentation biete beste Chancen, den Bekanntheitsgrad seiner Produkte in neue Dimensionen zu tragen. Zugleich hofft er auf einen Motivationsschub zur Produktvermarktung der Glasbläsermarke „Lauschaer Glaskunst“, der neben weiteren Unternehmen auch die HWK Südthüringen angehört. Und so wünscht er sich auch eine Verlängerung der Vermarktung durch das Museum.

Die Glasbläserei Gerald Vogel gibt es seit 1. Juli 1993. Auf dem Weg dorthin legte der Inhaber das Abitur ab und studierte danach Chemieglas in Jena. Anschließend arbeitete er zwei Jahre in der Forschungsabteilung von Trisola Steinach. Als technischer Leiter war er dann für die Glasverarbeitung Neuhaus am Rennweg tätig, die nach der Wende als Thüringer Pharmaglas firmierte. Mit Einzug der Marktwirtschaft verspürte er von Beginn an den Wunsch nach Selbständigkeit, weil er dadurch bessere Chancen zur beruflichen Selbstverwirklichung sah. Bereut hat er diesen Schritt bis heute nicht, zumal er gerade mit dem „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ Geschäfte macht.

Informationen unter ‣ www.lichtmuehlen.de

Von Steinach in die ganze Welt: Gerald Vogel hat auch mit seinem Internetportal „Geschenke mit Funktion“ den Durchbruch geschafft, Foto: em